Stärkung digitaler Grundkompetenzen (Gesellschaft, Wirtschaft und Verwaltung) - Art. 2 Satz 2 Nr. 7 BayDiG-E

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Stärkung digitaler Grundkompetenzen (Gesellschaft, Wirtschaft und Verwaltung) - Art. 2 Satz 2 Nr. 7 BayDiG-E

In diesem Beitrag

1. Definition des Begriffs laut Gesetz, Verständnis der Gesetzesbegründung, Verständnis aus Fachperspektive

Durch den Wandel den digitalen Technologien mit sich bringen, können wir bereits jetzt grundlegende Veränderung von Kommunikationsmedien und Kommunikationsprozessen in Gesellschaft und Wirtschaft, in Staat und Verwaltung beobachten. Die Gesellschaft, Wirtschaft und die Verwaltung benötigen daher digitale Grundkompetenzen, um Chancen dieser Veränderung zu nutzten und sich Risiken bewusst zu machen. Durch die rasante Geschwindigkeit der Digitalisierung gerät, laut Gesetzesbegründung des Gesetzentwurfs die „Kommunikationskompetenz“ als grundlegende Sozialkompetenz unter Druck. Bei mangelnder Kenntnis der neuen und benötigten grundlegenden Kompetenzen digitaler Kommunikation droht diesen Bürgern „Anschlussverlust“ privat, wirtschaftlich und politisch. Daraus ergibt sich ein Auftrag für den Freistaat Bayern, Bürger, Wirtschaft und Beschäftigte in der öffentlichen Verwaltung bei der Stärkung erforderlicher digitalen Basis- und Fachkompetenzen zu unterstützen. Den gesetzlichen Rahmen für die Förderverantwortung liefert Art. 2 Satz 2 Nr. 7. Laut Satz 1 des Artikels gestaltet und fördert der Freistaat die Digitalisierung im Interesse der Bürger, Gesellschaft und Wirtschaft. In Satz 2 des Artikels werden die Ziele der Maßnahmen des Freistaates Bayern definiert. Der Begriff digitalen Gundkompetenzen definiert in allgemeiner Form die Kompetenz, Software und Hardware, digitale Inhalte und Anwendungen zu nutzen und diese dann kritisch zu hinterfragen, aber auch digitale Inhalte zu erzeugen (Murray & Pérez, 2014). Gemäß des EU-Referenzrahmen des Rates der europäischen Union umfasst digitale Kompetenz „[...] die sichere, kritische und verantwortungsvolle Nutzung von und Auseinandersetzung mit digitalen Technologien für die allgemeine und berufliche Bildung, die Arbeit und die Teilhabe an der Gesellschaft. Sie erstreckt sich auf Informations- und Datenkompetenz, Kommunikation und Zusammenarbeit, Medienkompetenz, die Erstellung digitaler Inhalte (...), Sicherheit (...), Urheberrechtsfragen, Problemlösung und kritisches Denken.“ (Europäischer Rat, 2018). Laut EU-Referenzrahmen sind aus dieser Definition fünf Kompetenzbereiche, mit welchen sich digitale Kompetenzen umschreiben lassen, abzuleiten. Erstens Informationen suchen, sammeln, organisieren, auswerten und einordnen. Zweitens die Kommunikation, um Digitale Kommunikationskanäle zu nutzen, Datenressourcen zu teilen, digitale Hilfsmittel zur Zusammenarbeit zu nutzen, Interaktion mit anderen Nutzergruppen vereinfachen, interkulturelles Bewusstsein zu schaffen. Drittens, das Erzeugen von Inhalten, was das Erstellen und Verändern von digitalen Inhalten (Text, Illustrationen, Foto, Video etc.) miteinschließt. Viertens Sicherheit, also der Schutz der Privatsphäre, Daten und Identität; Anwendung von Sicherheitsmaßnahmen, um eine sichere und nachhaltige Informatikumgebung zu schaffen. Fünftens, die Problemlösung, was den effizienten und kreativen Einsatz digitaler Produkte zur Problemlösung einschließt. (Europäischer Rat, 2018). Digitale Grundkompetenzen fördern aus politikwissenschaftlicher Sicht erweiterte Möglichkeiten zur politischen Meinungsbildung durch digitale Meinungsvielfalt. Problematisch ist jedoch der Aspekt der digitalen Überwachung, dieses Risiko und weitere zu erkennen ist es umso wichtiger, dass die Politik deswegen dafür sorgt, dass die digitalen Grundkompetenzen gefördert werden.

2. Handlungsschritte aus Fachperspektive zur Umsetzung des Begriffs

Ein wichtiger Handlungsschritt bei der Stärkung der digitalen Grundkompetenz von Gesellschaft, Wirtschaft und Verwaltung ist die Einbindung in die einzelnen Schritte. Stichwort „Wählerpotenzial“, denn mit dem Thema „Digitalisierung“ können bisher keine Wahlen gewonnen werden (Kollmann & Schmidt, 2016). Doch für den Aufbau einer digitalen Grundkompetenz in der breiten Gesellschaft, Wirtschaft und Verwaltung wird auch deren Zustimmung zu treueren Investitionen und Eingriffe in die bisherigen Abläufe benötigt. Ein weiterer wichtiger Handlungsschritt ist, dass alle drei Bereiche einer Technik- und Infrastrukturabhängigkeit gegenüberstehen, deswegen trifft den Freistaat eine besondere Verantwortung zur Gewährleistung der technischen und infrastrukturellen Voraussetzungen sowie ihrer praktischen Wirksamkeit (Kollmann & Schmidt, 2016).

3. Umsetzungsstand in Bayern und Handlungsbedarf

In der Studie „Digital Kompetenzen in München“ der IHK München Oberbayern, in der die aktuellen digitalen Fachkompetenzen (z.B. Programmierung und Machine Learining) sowie digitale Anwendungskompetenzen (z.B. Social Media und IT-Sicherheit) bei den 662.000 Mitgliedern erörtert werden, zeigt das Ergebnis, dass 158.000 Mitglieder digitale Anwendungskompetenzen besitzen, 151.000 Mitglieder digitale Fachkompetenzen und 106.000 besitzen beides (IHK München und Oberbayern, 2022). In Abbildung 1 (siehe Anhang) ist eine Auflistung der Programme und Skills für das Verständnis der Begriffe zu sehen. Somit nimmt München im nationalen Großstädtevergleiche eine Vorreiterrolle ein und die Wichtigkeit von digitalen Grundkompetenzen wird besonders durch den Fakt unterstrichen, dass 64% der Neueinstellungen auf Mitglieder entfielen die digitalen Kompetenzen besitzen (IHK München und Oberbayern, 2022). Handlungsbedarf besteht dabei, neben den technischen Aspekten, wie Zugang zu schnellem Internet in ganz Bayern auch beim kompetenten Umgang mit der Digitalisierung aller Bürger und insbesondere der nachfolgenden Generation. Da die Nutzer in Gesellschaft, Wirtschaft und Verwaltung die digitalen Chancen, aber auch die Risiken erkennen und voll ausnutzen und bewerten können müssen. Dabei greift das BayDiG diesen Handlungsbedarf mit verschiedenen technischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Möglichkeiten auf (Kollmann & Schmidt, 2016).

4. Chancen und Herausforderungen

Eine Herausforderung, um die digitale Grundkompetenz zu stärken wird der Netzausbau für alle Orte in Bayern. Dies ist auch ein Wirtschaftsfaktor, da in strukturschwachen Regionen sich Unternehmen heute schon deshalb nicht mehr niederlassen, weil sie keinen ausreichend schnellen Internetzugang erwarten können (Kollmann & Schmidt, 2016). Für die Etablierung einer digitalen Grundkompetenz muss genügend Zeit eingeplant werden, um diese Lücke zu schließen, denn digitale Grundkompetenzen kann man nicht bestellen oder beauftragen, sondern nur über den Aufbau eines eigenen digitalen Wissens für die aktuelle und zukünftige Generation entwickeln (Kollmann & Schmidt, 2016). Eine enorme Chance ist aber, dass das BayDiG eine Vorreiterrolle einnimmt und ein Beispiel für den Bund oder andere Bundesländer werden kann und somit den Weg für die digitale Zukunft Deutschlands entscheidend mitgestalten kann.

5. Fazit, Bewertung und Ideen zur Umsetzung des Begriffs

Um eine digitale Grundkompetenz in der Gesellschaft, Wirtschaft und Verwaltung stärken zu können spielt die Bildung eine zentrale Rolle. Um diese Wissens- und Kompetenzlücke bei zukünftigen Generationen nicht aufkommen zu lassen benötigen wir die Einführung des Schulfaches Digitalkunde, damit schon im Kindesalter Programmierung und Coding gelernt werden kann. „Programmieren ist neben Lesen, Schreiben und Rechnen die vierte Kulturtechnik für das 21. Jahrhundert! Entsprechend muss die Schulausbildung darauf angepasst werden – daran führt kein Weg vorbei.“ (Kollmann & Schmidt, 2016). In Universitäten und bei Ausbildungen müssen diese Kompetenzen dann weiter gefördert werden. Digitale Start-ups müssen gefördert werden und KMU müssen auch vermehrt bei der Implementierung der Digitalisierung unterstützt werden. Nachbesserungsbedarf besteht bei der Erstellung eines Definitionskatalogs über die genauen Aspekte digitaler Grundkompetenzen so wie beispielsweise in der IHK Studie Abbildung 1 (siehe Anhang), diese Übersicht ist dann immer auf den neusten Stand zu aktualisieren, falls Programme und Anwendungen hinzukommen beziehungsweise wegfallen. Um die digitalen Grundkompetenzen der Gesellschaft zu stärken kann die vom Land Nordrhein-Westfalen entwickelte Onlineplattform „Digital Check NRW“ als Vorbild dienen. Dort können die Bürger mit einem Selbsttest testen wie gut ihre digitalen Kompetenzen sind und mit Hilfe des Ergebnisses kann erörtert werden, wo noch Verbesserungsbedarf besteht. Auf der Website findet man dann passende Weiterbildungsmöglichkeiten und eine Übersicht über aktuelle Online-Veranstaltungen, die die digitale Grundkompetenz der Bürger unterstützt (Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) e.V., 2022).

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